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Leben und Wirken des heiligen Papstes Pius V.
5. Mai
im 16. Jahrhundert
Zur Zeit, da Europa von Glaubensstreitigkeiten zerrissen wurde, und die Unkatholischen stets wider den Stuhl Petri lästerten, wurde Kardinal Michael Ghisleri am 7. Januar 1566 zum Papst erwählt. Der Neugewählte nahm zu Bitten und Tränen seine Zuflucht, und weigerte sich, eine Bürde aufzunehmen, die seine Kräfte weit übersteigen. Aber die Wählenden kannten seine Frömmigkeit und seinen bewährten Eifer für das Reich Gottes, und beharrten auf ihrer Wahl. Nur die Furcht, daß er durch seine Weigerung dem Willen Gottes widerstehen möchte, bestimmte ihn endlich, seine Einwilligung zu geben und unter dem Namen Pius V. das oberste Kirchenregiment zu übernehmen.
Die Päpste pflegten bei ihrer Krönung große Geldsummen dem römischen Volke zu bestimmen, die zu öffentlichen Vergnügungen angewendet wurden. Nicht selten gingen dabei große Unordnungen vor. Der heilige Papst verwandelte daher diese Geschenke, welche bei solchen Gelegenheiten gegeben wurden, in Almosen. Jene Gelder, welche sonst zur Erlustigung der Kardinäle, Gesandten und Vornehmen verwendet wurden, verteilte er unter die Klöster der Stadt.
Seine erste Sorge ging dahin, sein eigenes Hauswesen so zu ordnen, daß es zum Muster für alle dienen konnte. Auch die Kardinäle bewog er, eine bessere Ordnung in ihren Häusern einzuführen. Er verbot die Tierkämpfe, die nur geeignet sind, die Menschen zu verwildern. Er machte weise Verordnungen, um den gewöhnlichen Unordnungen in den Wirtshäusern vorzubeugen. Die schlechten Frauen wurden in ein besonderes Stadtviertel verwiesen, und unter strenge Aufsicht genommen. Er brachte die Gesetze wieder in Wirksamkeit, welche durch Nichtachtung gleichsam erstorben waren. Alle Tage las er die heilige Messe, und hielt zwei Mal Betrachtungen auf den Knieen vor seinem Kruzifix; denn er war überzeugt, daß ein Hirt nur im Gebete die Kraft und den Trost findet, dessen er im Gewirre der Geschäfte bedarf. Seine Demut erschien Jedermann besonderer Bewunderung würdig. Ein protestantischer Edelmann aus England bekehrte sich, weil er sah, daß der Heilige einem Armen die Füße küßte, die ganz mit Geschwüren bedeckt waren. Seine Liebe zur Abtötung war so mächtig, daß er selbst in Krankheiten nichts in seinem Fasten minderte. Um die Kirchenzucht herzustellen, arbeitete er aus allen Kräften an der Vollziehung der Beschlüsse des Konziliums von Trient.
Konzil von Trient
Seinem Eifer hat man ebenfalls die Bekanntmachung des schönen Katechismus desselben Konziliums zu verdanken. Er ergriff durchgehend die weisesten Maßregeln, um die Mißbräuche in der ganzen Christenheit abzustellen, und dafür Liebe zur Ordnung und Eifer zur Beobachtung der wahrhaft erbauenden Vorschriften in Allen zu erwecken. Er dehnte seine Sorgfalt bis nach Amerika, Indien und zu den äußersten Enden der neuen Welt aus, in dem er sich bemühte, die apostolischen Arbeiten der Glaubensprediger zu erleichtern.
Es ist leicht zu erachten, daß eine so außerordentliche Tugend nicht plötzlich erworben wird. Sie ist die Frucht vieljähriger Übung. Die Frömmigkeit und Tugend war im heiligen Papste Pius lange vorbereitet und gründlich befestiget. Von edlen und rechtschaffenen Eltern stammender blickte er im Jahre 1504 den 27. Januar das Tageslicht. Seine ersten Kinderjahre schützte die reinste Unschuld und frühe lebhafte Andacht. Dann ergab er sich mit bestem Erfolge den Wissenschaften, und noch mit größerem Ernste den Übungen der Frömmigkeit. Schon mit fünfzehn Jahren trat er in den Orden des heiligen Dominikus, wo er bald alle Pflichten seines Standes mit solcher Strenge und Genauigkeit erfüllte, daß er schon bejahrten Mönchen zum Vorbild diente. Seine Lostrennung von allem Irdischen war ganz bewunderungswürdig, und die evangelische Armut übte er in ihrer ganzen Vollkommenheit aus. Da er einst nach Mailand gehen wollte, des Statthalters von Mailand Beichte zu hören, erinnerte man ihn, er möchte sich einen Mantel kaufen, um gegen den Regen geschützt zu sein, worauf er antwortete: „Arme Jünger Jesu müssen sich mit einem Kleide begnügen.“ Alle Reisen machte er zu Fuß, beobachtete immer strenges Stillschweigen, oder wenn er sich mit seinen Gefährten unterhielt, betraf sein Gespräch nur göttliche Dinge.
Im Jahre 1556 wählte ihn Papst Paul IV. wider seinen Willen zum Bischofe, und ernannte ihn ein Jahr darnach zum Kardinal. Alle diese Würden erhöhten den Glanz seiner Tugenden ohne die mindeste Veränderung in seinen bisher gewohnten Andachts- und Tugendübungen hervorzubringen. Auch unter Papst Pius IV. leistete der gottselige Kardinal der Kirche wesentliche Dienste. Wie würdig war ein solcher Kardinal des päpstlichen Stuhles, und wie billig war zu erwarten, daß derjenige auf die höchste Stufe der Kirche verdiene gestellt zu werden, dessen Tugenden schon von zwei Päpsten bewundert worden. Hören wir noch mehr von seinen großen Taten als Papst.
Papst Paul IV
Nicht genug, daß er immer zur Verbreitung des Glaubens hinarbeitete, bot er auch Alles auf, um den Fortschritten des gemeinschaftlichen Feindes der Christen Einhalt zu tun. Er schickte den Malteser-Rittern kräftigen Beistand, während sie von einem furchtbaren Türkenheere belagert waren. Durch seine Freigebigkeit wurde der Verlust wieder ersetzt, den die Insel erlitten hatte, und die neue Stadt erbaut, welche den Namen des Großmeisters Valette annahm. Bei den Unruhen, welche unter der schwachen Regierung Karls IX. Frankreich verwüsteten, blieb er ebenfalls nicht sorgenlos; und es gelang ihm, durch seine Wachsamkeit die Stadt und das Gebiet von Avignon, trotz aller Kriegslisten Kollignis, zu retten. Durch seine Sorgfalt wurde auch der Kirchenstaat von den Räubern und Mördern gereinigt, die ihn unsicher machten. Man machte ihm den Vorschlag, sich durch verstelltes Versprechen den Hauptanführer dieser Übeltäter vom Halse zu schaffen; allein er verwarf ein solches Mittel, als den Gesetzen der Rechtlichkeit, Ehre und Religion zuwiderlaufend.
Zuweilen handelte er zwar mit Strenge; allein die Umstände nötigten ihn dazu; und die Wiederherstellung der öffentlichen Ruhe war allzeit die einzige Triebfeder seiner Handlungen. Übrigens war er von Natur aus immer zu jener Sanftmut geeignet, welche den wahren Jünger Jesu auszeichnet, und er gab bei mehreren Gelegenheiten Beweise davon. Ein Spanier, der gegen ihn eine Schrift voller Schmähungen und Verleumdungen herausgegeben hatte, wurde aller seiner Güter beraubt, und durch einen Spruch der weltlichen Obrigkeit zum Tode verurteilt. Der Heilige verzieh ihm aber großmütig, indem er ihm verbindlich sagte, er möge ihn künftig vor allen Fehlern warnen, in welche er ihn würde fallen sehen.
Die große Achtsamkeit, welche der Heilige den öffentlichen Angelegenheiten widmen mußte, hinderte ihn nicht, den Übungen des innerlichen Lebens obzuliegen. Er verwendete, so viel es möglich war, seine Zeit aufs Beten und Betrachten, um in seinem Herzen der Liebe stets Nahrung zu geben. Mit dem Gebete verband er strenge Abtötung und teilnehmende Liebe für die Armen. Mehr als einmal empfanden die Spitäler seine wohltätige Freigebigkeit; und oft besuchte er sie in eigener Person. Oft wusch er den Armen die Füße, und küßte sogar ihre Wunden, tröstete sie in ihren Leiden, und bereitete sie selbst zu einem christlichen Tode vor. Eine weise Sparsamkeit setzte ihn in den Stand, nicht nur jeden Tag reichliche Almosen ausspenden zu können, sondern auch noch fromme Anstalten zu gründen, welche vor Allem die Bildung der Jugend bezweckten. Dieser letztere Punkt schien ihm so wichtig, daß er im Jahre 1571 eine Bulle erließ, um ihn allen Hirten nachdrücklich zu empfehlen. Er wies auch beträchtliche Summen an, um eine gewisse Anzahl armer Mädchen zu verheiraten.
Dieser zärtlichen Teilnahme an dem Leiden unglücklicher Menschen zu Folge ging ihm auch die traurige Lage der Königin Maria Stuart tief zu Herzen. Da er aber nicht vermochte, sie auf ihren Thron zu erheben, schrieb er ihr öfters Briefe, um sie zur Geduld zu ermahnen, und während ihrer langen Gefangenschaft zu trösten, die sie wegen ihres Eifers für den katholischen Glauben erdulden mußte. Bei einer Hungersnot zu Rom ließ er auf seine Kosten eine große Menge von Getreide kommen, wovon er einen Teil unentgeltlich unter die Armen verteilen, den andern um einen sehr geringen Preis verkaufen ließ.
Während er so das Reich der Tugend zu erweitern strebte, vergaß er nicht, den Wetteifer der Gelehrten und Künstler anzuspornen. Männer von Verdienst fanden allzeit sichern Schutz. Ihm hat man die Ausgabe der Werke des heiligen Thomas, die im Jahre 1570 erschien und von allen die Beste ist, zu verdanken.
Selim II., Sohn und Nachfolger Solimans, Kaiser der Türken, berauscht von seinem Waffenglücke, sann auf nichts Geringeres, als auf Unterjochung der ganzen Christenheit. Er machte den Anfang damit, daß er die Venezianer, die durch einen unglücklichen Brand ihr Zeughaus verloren, aufforderte, ihm die Insel Zypern zu übergeben. Er hatte nicht das mindeste Recht zu dieser Forderung, und konnte sich nur auf nichtige Vorwände stützen. Da die Venezianer ihm keine befriedigende Antwort gaben, wandte er alle seine Macht gegen die Insel Zypern. Im Jahre 1570 nahm er Nikosia nach einer Belagerung von acht und vierzig Tagen mit Sturm ein. Im folgenden Jahre griff er Famagusta an, welches sich bei drei Monate mit unglaublichem Mute hielt, zuletzt jedoch genötigt ward, zu kapitulieren und seine Tore zu öffnen. Die Ungläubigen gingen freilich die Bedingnisse zur Übergabe ein, welche für die Belagerten sehr ehrenvoll waren; allein der Pascha Mustapha machte sich der schändlichsten Treulosigkeit schuldig, und mißhandelte die venezianischen Kriegsobersten auf die empörendste Weise. Dem Befehlshaber wurden Nase und Ohren abgeschnitten; dann wurde er mehrere Tage lang auf verschiedene Weise gefoltert, und zuletzt lebendig geschunden. Er starb unter diesen Martern, die er mit bewunderungswürdiger Geduld, und der größten Gottergebenheit litt.
Pius V. bestürzt über die der Christenheit drohenden Gefahren, schloß ein Bündnis mit den Venezianern und Philipp dem Zweiten, König von Spanien, um sich den Fortschritten der Muhamedaner entgegenzusetzen. Er wollte auch noch die andern christlichen Fürsten zur Teilnahme bewegen; allein sie lehnten den Antrag ab, unter dem Vorwande, sie seien beschäftigt, den Samen der Zwietracht in ihren Staaten zu ersticken. Besagtes Bündnis wurde im Mai 1571 unterzeichnet. Um ein gutes Einverständnis unter den Verbündeten zu erhalten, ward der Papst als Haupt des Bundes erklärt. Pius der Fünfte ernannte dann Mark Anton Kolonna zum General seiner Galeeren und Johann von Österreich zum Oberbefehlshaber der ganzen Armee. Er versicherte den Feldherrn, da er ihm seinen Segen erteilte, des erfolgenden Sieges; und befahl ihm zugleich, alle Soldaten zu entfernen, die nur von der Hoffnung nach Beute getrieben schienen, desgleichen auch alle Personen von schlechten Sitten, damit nicht ihre Laster den Zorn Gottes auf das Kriegsheer herabzögen.
Die Christen schifften sich ein, und stachen bei Korfu in die See, um die Türken aufzusuchen. In dem Hafen von Lepanto stießen sie auf ihre Flotte, die daselbst vor Anker lag.
Seeschlacht von Lepanto
Bald nach Sonnenaufgang reihten sich die Türken in Schlachtordnung, beinahe ebenso wie die Christen. Allein sie gaben ihrer Flotte die Gestalt eines Halbmondes, nach einem bei ihnen üblichen Gebrauche. Ihre Linie übertraf an Breite die christliche, was ein großer Vorteil war.
Dom Juan gab das Zeichen, indem er die Fahne erhob, welche ihm der Papst gesandt hatte, und worauf das Bild Jesu war. Die christlichen Obersten redeten in wenig Worten ihre Soldaten an; diese warfen sich auf die Knie nieder vor einem Kreuze und beteten, bis beide Flotten sich einander genähert hatten. Man gab ihnen ein zweites Zeichen, und die Schlacht begann.
Die Türken feuerten mit Mut auf die Christenflotte. Alles schien ihnen den Sieg zu versprechen. Der Wind war ihnen günstig; sie waren an Zahl überlegen; ihre Schlachtordnung hatte auch eine größere Ausdehnung, als die der Christen. Plötzlich aber drehte sich der Wind; er ward ihnen gänzlich zuwider, und da er sehr stark wehte, trug er das Feuer und den Rauch des christlichen Geschützes gegen die Feinde, und raubte ihnen beinahe alle Aussicht. Nach drei Stunden des Kampfes bohrte der linke Flügel der Christen, welcher unter Barbarigos Befehlstand, die Galeere, auf welcher Siroch befehligte, in Grund. Die Türken, in Schrecken gesetzt und mächtig durch die Venezianer gedrängt, bogen aus. Dom Juan, den dieser Erfolg mit neuem Mut beseelte, verdoppelte das Feuer, tötete Hali, bemächtigte sich seiner Galeere, riß die Fahne heraus, und rief Sieg. Es war dann nichts mehr als Gemetzel im türkischen Mittelpunkte. Louchali widerstand aber immer noch dem Anführer Doria; allein da Marquis von Sainte-Kroix heranrückte, ergriff er mit dreißig Galeeren die Flucht. Die Andern wurden gefangen oder in Grund gebohrt. Dieser Sieg war einer der vollkommensten, die jemals über die Türken erfochten wurden. Die Schlacht wurde den siebenten Oktober 1571 geliefert, und dauerte von sechs Uhr morgens bis Abend. Die Christen, welche die Dunkelheit der Nacht und das stürmische Wetter fürchteten, zogen sich in die nahegelegenen Häfen zurück. Sie machten eine unermeßliche Beute, und setzten fünfzehn Tau send Gefangene, die auf den Galeeren der Ungläubigen waren, in Freiheit.
Die Türken verloren in der Schlacht von Lepanto dreißig tausend Mann samt Hali ihrem Feldherrn, mehr als zweihundert Schiffe und Galeeren, – die neunzig, welche verbrennt, in den Grund gebohrt, oder auf was immer für eine Art zernichtet wurden, nicht mitgerechnet. Man erbeutete 362 Stück, teils große, teils kleine Kanonen. Unter den Gefangenen war eine große Anzahl Hauptleute von hohem Range, unter anderem Halis beide Söhne, Neffen des Kaisers.
Diese Niederlage brachte eine große Bestürzung unter die Türken. Die Stadt Konstantinopel glaubte den Feind schon an den Toren zu sehen. Im ersten Schrecken gaben mehrere Einwohner ihre Schätze den Christen zur Verwahrung. Die Ungläubigen lernten also, daß sie nicht unüberwindlich seien; daß es einen Gott gebe, welcher den Königreichen die Grenzen weise, und dessen Vorsehung alle Umwälzungen ordne; daß, wenn dieser Gott Seine Kinder strafe, Er ihnen auch wieder Seine Barmherzigkeit angedeihen lasse, sobald sie zu Ihm zurückkommen; daß Er die übermütigen Plane ihrer Feinde zu vereiteln und sie mitten in ihrem Glückslaufe einzuhalten wisse. Seit dieser Zeit haben sich die Türken durch ihre eigene Politik geschwächt, und sie müssen jetzt selbst jene Christen fürchten, denen ohnehin ihr Name allein schon ein Schrecken war.
Als dieser Krieg begann, schrieb Pius Fasten und öffentliche Gebete vor. Gleich Moses hatte er allezeit die Hände gen Himmel erhoben, um den Segen des Herrn auf die Waffen der Christen herabzuflehen. Er war, als die Schlacht geliefert wurde, in Arbeiten mit den Kardinälen begriffen; allein plötzlich verließ er sie, schaute einige Augenblicke gen Himmel, schloß das Fenster, welches er geöffnet hatte, und sprach: „Nun soll nicht mehr die Rede von Geschäften sein; nur Dankgebete sollen wir zum Himmel schicken für den Sieg, den Gott der christlichen Armee soeben verliehen hat.“
Der Heilige verordnete dann zur Danksagung für diesen Sieg die Feier des Rosenkranzfestes auf den ersten Sonntag im Oktober. Dem Oberbefehlshaber Dom Juan von Österreich gestattete er einen Triumphzug, und belohnte alle christlichen Hauptleute mit großer Freigebigkeit.
Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz
Im folgenden Jahre rüstete er sich, den über die Ungläubigen erfochtenen Sieg weiter zu benützen; allein er starb am Stein den 1. Mai des Jahres 1572. Er war 68 Jahre, 3 Monate und 15 Tage alt. Klemens X. sprach ihn selig Anno 1672; und Klemens XI. setzte seinen Namen im Jahre 1712 in das Verzeichnis der Heiligen. Sein Leib liegt in der Kirche zur heiligen Maria der Älteren.
Nutzanwendung:
Was man auf den Stellen der Ehre am meisten zu fürchten hat, sagt der heilige Bernard an den Papst Eugen, seinen Schüler, ist die Vergessenheit seines eigenen Seelenheils unter dem Tumulte der öffentlichen Geschäfte, und der eigene Untergang, den das Gewirre der Zerstreuungen nur allzu leicht nach sich zieht. Allein was soll man erst von Jenen sagen, welche, da sie frei über alle ihre Zeit verfügen können, nie sich selbst betrachten, und leben, als wenn sie ohne sich selbst wären? Verdienen diese nicht mit Recht den Namen, Toren? Unsere wichtigste Angelegenheit ist, daß wir uns in unser eigenes Herz verschließen. Wir mögen noch so lange in demselben forschen, nie werden wir ganz dessen Tiefen ergründen. Statt uns um Streitigkeiten zu kümmern, welche Fürsten mit Fürsten, Einzelne mit Einzelnen entzweien, sollten wir uns bemühen, jenen inneren Krieg zu unterdrücken, welchen das Fleisch mit dem Geiste führt, damit Gott allein als höchster Gebieter ungehindert in unserm Herzen herrsche. Es ist nicht so leicht, wie Manche sich einbilden, die Ordnung in diesem kleineren inneren Reiche zu erhalten, und mit Weisheit seine zahllosen Feinde, jene vielfältigen Gedanken, Neigungen, Vorurteile, Leidenschaften, die so oft unser Herz in Verwirrung bringen, zu beherrschen. Möchten jene besonders diese Lehren tief zu Herzen nehmen, und auf sich anwenden, denen die Leitung Anderer an vertraut ist! Kein Mensch hat eine größere Pflicht als sie, oft dem Gebete und der Betrachtung sich hinzugeben, zu erforschen, was im Innern vorgeht, und über die Seele mit der größten Sorgfalt zu wachen. Wem könnte derjenige gut sein, der sich selber böse ist?
Einer der vorzüglichsten Züge in dem Charakter des heiligen Pius war sein Eifer für den Glauben, welchen er als gemeiner Ordensgeistlicher, als Bischof, als Kardinal und als Papst bewiesen hat. Bewahren auch wir den Glauben als einen kostbaren Schatz, welcher unendliche Güter in sich schließt, und vermehren wir denselben immer. Verabscheuen wir jede neue Lehre, die den Glaubenslehren und Sittenvorschriften des Evangeliums entgegen ist, und halten wir uns fest an das, was die römisch-katholische Kirche, unsere Mutter und unfehlbare Lehrerin der Wahrheit, lehrt. Richten wir alle Handlungen unsers Lebens nach den Grundsätzen des Glaubens ein. Der Gerechte, spricht Jesus, lebt aus dem Glauben. Nun lehrt uns der Glaube z. B., daß nur Ein Gut ist, nach welchem wir trachten sollen, nämlich der Besitz der Gnade Gottes in diesem Leben, und der himmlischen Herrlichkeit in dem künftigen, und daß die Sünde und die ewige Verdammnis das einzige Übel ist, welches wir fürchten sollen. Leben wir nun nach diesem Glauben, achten wir die Güter und die Übel des gegenwärtigen Lebens nicht; trachten wir nur nach den ewigen Gütern, und fürchten wir nur die ewigen Übel, damit wir nicht aus der Zahl derjenigen sein, von denen der heilige Paulus spricht: „Sie behaupten, Gott zu kennen; sagen Ihm aber durch ihre Werke ab“; dadurch ziehen sie sich eine noch strengere Verdammnis zu. – Als man den heiligen Pius bereden wollte, daß er von seinem beständigen Arbeiten ein wenig nachlassen möchte, um seiner Gesundheit nicht zu schaden, sprach er: „Gott hat mich in diesen Stand gesetzt, nicht damit ich meine Bequemlichkeit pflege, sondern den Nutzen der Untergebenen befördere.“ Warum sind wir in der Welt, als um Gott zu erkennen, zu lieben, Ihm zu dienen, und selig zu werden? Denken wir an unsere Bestimmung? Was tun wir, um sie zu erreichen?
Gebet:
O Gott, der Du nur dem die Krone verheißen hast, der bis an das Ende im Guten ausharrt, gib uns auf die Fürbitte des heiligen Pius die Gnade, daß wir auf dem Wege des Guten, solange wir leben, wandeln. Durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.
Quelle:Leben und Thaten der Heiligen, Michael Sintzel, Augsburg, 1839, Seiten 314-321.
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